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Mikromobilität in der Smart City

Städte stehen in mehrfacher Hinsicht unter Druck. Dazu gehören eine wachsende Bevölkerung, zunehmende Verkehrsbelastung und Umweltverschmutzung sowie die Forderung, Nachhaltigkeitsinitiativen zu erfüllen. Glücklicherweise können Lösungen wie die Mikromobilität dazu beitragen, einige dieser Herausforderungen zu bewältigen.


Die Mikromobilitätslösung


Derzeit lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in städtischen Ballungsräumen, und dieser Prozentsatz wird bis 2050 voraussichtlich noch steigen. Der Bau zusätzlicher Straßen zur Deckung des Verkehrsbedarfs lässt sich mit den städtischen Etats nicht finanzieren und entspricht auch nicht mehr den Nachhaltigkeitszielen. Der öffentliche Nahverkehr schafft zwar Abhilfe, bedient aber oft nicht alle Gebiete gleichermaßen. Für viele Bewohner stellen die letzten Kilometer weiterhin eine Herausforderung dar: nämlich wie sie zur Haltestelle und wieder zurück gelangen. Die Mikromobilität überbrückt diese Kluft und bietet eine Reihe weiterer Vorteile. 

Mikromobilitätsfahrzeuge fahren mit niedrigen Geschwindigkeiten, verbrauchen keine fossilen Brennstoffe und befördern jeweils nur ein oder zwei Personen. Sie sind für die Verwendung auf Radwegen konzipiert. Unter Mikromobilität versteht man heute in der Regel E-Scooter und E-Bikes.

Diese Transportmittel bieten zahlreiche Vorteile:

•    Kleiner CO2-Fußabdruck: Mikromobilitätsfahrzeuge werden in der Regel mit Strom betrieben oder von Menschen, die in die Pedale treten (wie beispielsweise Fahrräder). Dadurch wird der ökologische Fußabdruck in Grenzen gehalten. Diese Fahrzeuge nutzen zudem die Energie effizienter. Ein Mikromobilitätsfahrzeug mit Elektroantrieb ist 100 Mal effizienter als ein Auto. Wenn E-Scooter und E-Bikes einen gemeinsamen Bestand an Ressourcen bilden, wird der Fußabdruck noch geringer, da die Transportmittel nur bei Bedarf genutzt werden.

•    Preiswerter: Eine tägliche Fahrt von acht Kilometern mit einem Mikromobilitätsfahrzeug kostet 2,93 USD/Jahr verglichen mit mehr als 180 USD mit dem Auto. 

•    Gerechter: Politische Analysten argumentieren, dass die Mikromobilität den Zugang zu Transitwüsten, d. h. zu Gebieten mit begrenztem Angebot an klassischen Transportmitteln, ermöglicht und die Verkehrsmittel gleichzeitig erschwinglicher und weiter verbreitet macht. Städte wie Columbus im US-Bundesstaat Ohio haben sogar gezeigt, dass unterversorgte Bürger mit Hilfe intelligenter Technologien Zugang zu grundlegenderen Dingen wie der Gesundheitsversorgung erhalten können.

•    Weniger abhängig vom Auto: Es wird einige Zeit dauern, bis sich die Einstellung zum Auto ändert, aber die Mikromobilität kann uns dorthin bringen. Die Nutzung umweltfreundlicherer Fahrzeuge für kurze Strecken, denn die meisten Fahrten im Rahmen der Mikromobilität liegen zwischen 2 und 5 Kilometern, trägt dazu bei, die Abhängigkeit der Bevölkerung vom Auto zu verringern. Angesichts der Tatsache, dass 35 Prozent aller Autofahrten in den Vereinigten Staaten kürzer als drei Kilometer sind, ist dies eine bedeutende und vielversprechende Chance.

 

Die Rolle des IoT in der Mikromobilität


Die bedeutenden und vielversprechenden Möglichkeiten, die die Mikromobilität bietet, sind am besten in Verbindung mit dem Internet der Dinge (IoT) zu nutzen. Wie bei den meisten anderen Applikationen, bei denen das IoT zum Einsatz kommt, hilft die Technologie in zweierlei Hinsicht. Das IoT arbeitet in Echtzeit an der Netzwerk-„Edge“ und liefert Daten, die Stadtplaner zusammenfassen und analysieren können, um langfristige Transportanforderungen und Trends zu untersuchen.

Je nach Datenbedarf kann ein Mikromobilitätsfahrzeug eine Vielzahl von Sensoren enthalten: Nahfeldkommunikation (NFC) zum Entriegeln des Fahrzeugs und für Online-Zahlungen, einen GNSS-Sensor (Global Navigation Satellite System) zur Verfolgung des Standorts in einer Flotte, einen Tonsensor, der Fußgänger warnen kann, und einen Bewegungssensor. In erweiterten Fällen kann das Mikromobilitätsfahrzeug mit Hilfe von Luftqualitäts- und Lärmsensoren Umgebungsdaten erfassen und diese an Dritte zur Analyse der Umweltqualität weiterleiten.

Eine IoT-gesteuertes Mikromobilitätsfahrzeug kann mit Flottenmanagern kommunizieren, um den Standort zu übermitteln und so einen besseren Überblick über jedes Fahrzeug zu erhalten. Durch die Verfolgung von Standortdaten über einen längeren Zeitraum können Mikromobilitätsanbieter Trends bei der Spitzennutzung feststellen und die Zuteilungen entsprechend planen. Das IoT ermöglicht auch die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation (V2C) zwischen dem Mikromobilitätsfahrzeug und anderen Fahrzeugen auf der Straße, um einen reibungslosen Verkehrsfluss zu gewährleisten. Ebenso können Näherungssensoren Fußgänger auf der Straße auf die Anwesenheit des Mikromobilitätsfahrzeugs aufmerksam machen und so die Sicherheit erhöhen.

Das IoT hilft den Nutzern bei der sicheren Rückgabe der Mikromobilitätsfahrzeuge an die Ladestationen und unterstützt die Anbieter bei der Wartung der Flotte. IoT-Daten aus Mikromobilitätsflotten können signalisieren, wenn ein Mikromobilitätsfahrzeug kurz vor einer Störung steht, um eine vorausschauende Wartung zu ermöglichen. IoT-Nutzungsmuster in Bezug auf Zeit und Ort können Stadtplanern auch bei der Planung der Infrastruktur helfen, um Platz für konkurrierende Verkehrslösungen zu schaffen.

 

Herausforderungen und Lösungen für die Mikromobilität


Umweltschonende Fahrzeuge für den letzten Kilometer sind zwar eine gute Idee, aber das Konzept hat auch seine Tücken.

So besteht bei Verbrauchern und Stadtplanern ein erhebliches Problem bezüglich Akzeptanz und Einstellung. Im Jahr 2019 wurden 136 Millionen Fahrten mit gemeinsam genutzten E-Scootern und E-Bikes unternommen, was einem Anstieg von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Wachstumsprognose sieht vielversprechend aus, denn der Weltmarkt soll bis 2025 150 Milliarden USD erreichen. Stadtplaner, die sich Sorgen darüber machen, dass Mikromobilitätslösungen wertvollen Platz auf Gehwegen und Fahrspuren einnehmen, müssen auf praktikable Lösungen hinarbeiten, die neue Transport- und Liefermethoden berücksichtigen (autonome Lieferroboter sind bereits im Kommen). 

Verstreut geparkte E-Scooter haben in den Städten, die nicht ausreichend dafür vorbereitet sind, zu Unmut geführt. Mikromobilitätsanbieter können diese Vorfälle durch IoT-gesteuerte Sensoren verringern, die Nutzer zu Ladestationen führen oder bei Verstößen eine Gebühr erheben.

Die Konnektivität auf der Straße ist eine weitere Herausforderung, die den Nutzen der Mikromobilität auf die Probe stellen wird. Wenn die Nutzer einen E-Scooter nicht zuverlässig in Betrieb nehmen oder nach der Nutzung an der richtigen Stelle parken und andocken können, werden sie die Lösung nicht ohne Weiteres annehmen. 5G und Weitverkehrsnetze (WAN) werden voraussichtlich die notwendige Kommunikationsinfrastruktur bereitstellen. 

Schlechtes Nutzerverhalten, wie das Fahren auf Gehwegen statt auf zugewiesenen Radwegen, wirkt sich negativ auf die politische Einstellung und die Sicherheit aus. Auch hier können IoT-Daten und proaktive staatliche Rahmenbedingungen, die multimodale Verkehrslösungen ermöglichen, einen gewissen Beitrag leisten.

Glücklicherweise gibt es für diese Herausforderungen praktikable Lösungen, die den Weg für die Mikromobilität ebnen können. Laut McKinsey gibt es einen wachsenden Bedarf für nachhaltige Mobilitätslösungen, was eine gute Nachricht für Verbraucher ist – und für die Umwelt.